Auf zum Astjoch

Es ist einfach eine Freude, wenn man ein Ziel hat und dies dann auch erreicht.
Jedenfalls habe ich die Alm-Wege schon reichlich abgeklappert und manche, weil‘s so schöne waren auch mehrmals.
Heute mal was Neues: Auf zum Astjoch.
Kenner sagen: Da musst du hin, wunderschöne Aussicht und eigentlich gut zu erreichen.
Ich hätte es wissen müssen, alleine der Anmarsch zum Fuß des Berges dauert um die zwei Stunden. Aber gut. Oder besser nicht gut!
Der Zusatz “eigentlich“ hätte mir zu denken geben müssen.

Einmal vorgenommen, mache ich mich auf die Piste, den Berg hinauf.
Einige Kohlen in die Dampfmaschine nachlegen und mit Zuversicht in den holprigen Pfad einsteigen. Vor mir klappert eine Wanderin mit ihren Stöcken, offensichtlich will die auch rauf zum Gipfelkreuz.
Plötzlich weicht sie vom Pfad ab. Bin ich noch richtig?
„Kennen Sie sich hier aus, dass Sie einen anderen Weg gehen?“
„Ja, kommen Sie nur nach, ist nur eine Abkürzung“
Sie schreitet mit ihren Stöcken klappernd zügig voran und ich hechele hinter her. Immer in Sichtweite über Stock und Stein. Der Pfad ist mal schmal und schlammig, dann wieder Alm-grün aber dann wird er ganz ungemütlich.
Sauber mit Wegezeichen ausgerüstet, entwickelt sich er sich zu einem steil ansteigenden Geröllfeld. Das kann doch nicht wahr sein!
So was für Gämsen, aber die gibt’s hier nicht. Mein Alpen-Krakselfrauchen immer vorne weg, mit zunehmendem Abstand.
Alle Wetter aber auch!
Trostvoll, dass ich mindestens zwanzig Jahre mehr in den Knochen habe als sie. Dann ist sie über eine Biegung und weg.
Ich drehe mich um und schaue nach unten.
Ein kapitaler Fehler!
Jetzt wird mir klar, dass dieses Geröll auch auf dem Rückweg kaum zu schaffen ist.
Meine Gämse mit Stöcken ist weg und ich setze mich auf einen Felsbrocken, um der heftig schnaufenden Maschine Wasser nach zu füllen.
Die Aussicht ist von hier schon Spitze, oben dann allerdings wären es dreihundert- sechzig Grad. Von hier aus aber nur 180.
Muss ich da unbedingt rauf? Lohnt sich die Quälerei denn?
Ein Nachteil, ich muss zugeben, nicht oben gewesen zu sein.
Was soll‘s. Ich war nicht ganz oben, aber immerhin fast.
Nachdem sich der Puls etwas normalisiert hat, beginne ich den Abstieg. Und tatsächlich, viel schwieriger als rauf. Jeder Schritt will vorher auf sicheren Stand zumindest optisch geprüft werden.
Einige Male ist das mehr als grenzwertig und ich rudere heftig mit den Armen um das Gleichgewicht wieder herzustellen, zwei Mal sitze ich heftig auf. Einmal in einer Pfütze zwischen zwei Felsbrocken.
Mit nassem Hintern geht’s weiter abwärts. Runter dauert es ungleich länger als rauf. Und Aussicht genießen ist nicht.
Lieber einen nassen Hintern als aufgeschlagene Knie.
Unten ist dann alles wieder gut.
Die Wanderer die mir entgegen kommen wollen wohl alle rauf.. Einige in lockerer Freizeitkleidung. Na, dann…
Die Hose ist bald wieder trocken und keiner dreht sich nach mir um. Jeans dürfen ja aussehen wie sie wollen.
Langsam wandere ich in Richtung Hütte, für ein kühles Helles, quasi als Trost.
„Sind Sie’s oder?“
Die Frau vor mir kommt mir auf einmal bekannt vor. Aber wie hat die das gemacht? Vor mir rauf und vor mir wieder runter?
„Sie waren auf einmal weg! Ich habe mir schon Gedanken gemacht ob nicht vielleicht was passiert ist!“
Ich kann sie beruhigen, bis auf den nassen Hintern ist ja nix passiert. Nur freut es mich, dass sich doch noch jemand Sorgen macht, wenn ich’s mal nicht packe. Aber auf die Kondition kann man neidisch sein.

Auf Wiedersehen!
Schade, dass Sie schon gehen!
Ich würde mich freuen,
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